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Die Kreislaufwirtschaft als Problemlöserin

UMWELT- UND KLIMASCHUTZ WERDEN IMMER MASSENTAUGLICHER – auch indem wir Bestehendes länger nutzen und Bewährtes weiterentwickeln. Die aktuellen Initiativen gegen verschwendete Ressourcen zeigen Wirksamkeit und beflügeln zusätzlich neue Geschäftsmodell-Innovationen.

Von der PET-Flasche bis zum Hochhaus braucht jeder produzierte Gegenstand Ressourcen. Während eine einzelne PET-Flasche an sich noch weniger problematisch ist, sind es alle zusammen sehr wohl: Jedes Jahr produzieren wir auf unserer Erde 460 Millionen Tonnen Plastik – über 350 Millionen Tonnen davon landen anschließend im Müll. Hinzu kommen Autos, Lebensmittel, Möbel, Kleidung, Geräte und alle anderen kleineren oder größeren Konsumfreuden. Fakt ist: Wir leben auf Pump und verbrauchen mehr Ressourcen, als die Erde hergibt.

Früher Not, heute Tugend?

Um unserem Ressourcenproblem entgegenzuwirken, werden von innovativen Unternehmen neue Herangehensweisen entwickelt. Auch das Gedankengut aus Lebensformen, wie sie früher üblich waren, kann dabei als Inspirationsquelle zur Entwicklung von Lösungen dienen: Die Generation unserer Großeltern trug Sorge zu ihren Sachen, reparierte Alltagsgegenstände, lebte vom eigenen Garten. Teurere Anschaffungen teilte man innerhalb der Familie oder der Nachbarschaft. Wie aber lässt sich unsere Gesellschaft, die sich schnellen Konsum genauso angewöhnt hat wie regelmäßige Entsorgung, wieder auf längere Produktzyklen umpolen? Haben Großmutters Lebensrezepte noch Platz in unserer Welt?

Ja, in adaptierter Form. Heutige Visionen nehmen das Beste aus früheren Zeiten mit und passen sie aktuellen Gegebenheiten an. Mit einem Unterschied: Was damals Not war, ist heute Tugend. Damit das freiwillige Verantwortungsbewusstsein in unserem Alltag gelingt, braucht es also möglichst bequeme Konzepte. Und die gibt es durchaus, so beweist es beispielsweise die Textilbranche. Nachdem Vorreiter wie Patagonia mit ihrem umweltbewussten Reparaturservice den Weg geebnet haben, springen weitere Player auf den Zug auf. Der Sportartikelhersteller On will bis in wenigen Jahren die meisten seiner Schuhe aus CO2 herstellen. Dafür haben findige Ingenieur:innen ein Verfahren entwickelt, das kurz zusammengefasst wie folgt funktioniert: Kohlenstoffreiches Abgas aus der Industrie wird so weiterverarbeitet, dass es in Form eines Schaums in die Außensohlen der Schuhe gefüllt werden kann. Darüber hinaus hat sich On zum Ziel gesetzt, einen Großteil seiner Produkte zu recyceln und die enthaltenen Materialien wiederzuverwenden. Unter dem Namen Cyclon bietet das Unternehmen einen Abo-Service eines recycelbaren Schuhs. Abonnent:innen senden einen Schuh nach dem Tragen einfach zurück. Und On macht daraus einen neuen.

Lösungen finden wir außerhalb unserer Komfortzone.

Wiederverwendung – Einweg ist kein Weg

In der Smartphone-Industrie, die bekanntlich besonders schützenswerte Bodenschätze verarbeitet, hat sich in den vergangenen Jahren ein spannender Secondhandmarkt etabliert. Schätzungen des Analyseunternehmens International Data Corporation zufolge, wurden 2022 weltweit 282 Millionen wiederaufbereitete — sogenannte refurbished — Smartphones verkauft. Bis zum Jahr 2026 sollen es über 400 Millionen sein. Firmen wie rebuy oder asgoodasnew prüfen dafür gebrauchte Handys, ersetzen defekte Teile respektive den Akku und verkaufen die Geräte zu einem günstigeren Preis. Allein in Deutschland finden pro Jahr rund 13 Mia. Einwegbecher und -verpackungen im Take-away-Bereich den Weg auf die Straße — ein enormer Ressourcenverbrauch. Das Start-up RECUP sorgt seit 2016 mit einem modernisierten Geschäftsmodell dafür, dass aus dieser Einbahnstraße ein Kreisverkehr entsteht. Schon heute bietet das Unternehmen Deutschlands größtes Mehrwegsystem für die Gastronomie an. Der wiederverwertbare RECUP kann im Laufe seines Lebens bis zu 1’000 Einwegbecher ersetzen — beim kulinarischen Pendant, der REBOWL, sind es bis zu 500 Essensverpackungen. Und das ausgeklügelte Pfandsystem funktioniert bereits heute ohne große Hürden: Den bisher 21’000 Ausgabe- und Annahmestellen sei Dank.

Möchten Sie weitere Informationen über RECUP und den Gründer Florian Pachaly erhalten? Wir durften ein exklusives Interview mit Florian Pachaly führen.

Gib dem Kreislauf Schub!

Das Hauptziel dieser aufstrebenden Kreislaufwirtschaft ist vor allem eins: bestehende Produkte so lange wie möglich zu nutzen. Dazu gehört neben dem Reparieren und Wiederverwenden auch das Teilen. Plattformen wie Sharely oder frent.me erlauben es, Tausende von Alltagsgegenständen in der näheren Umgebung zu mieten – so benötigt nicht jeder Haushalt einen Akkubohrer oder eine Orangenpresse. Zentral bei all diesen Initiativen bleibt das Mindset der Menschen, dass sich eine längere Lebensdauer und der damit verbundene Aufwand lohnen. Denn nur so entfaltet die Kreislaufwirtschaft ihre volle Wirkung und reduzieren wir den negativen Saldo auf unserem Ressourcen-Konto.


DIE GLOBALANCE-SICHT
Innovation und Skalierbarkeit relevanter Kreislaufsysteme sind Bestandteil der Globalance-Footprint-Bewertung. Wir wählen Unternehmen aus, welche in besonders herausgeforderten Branchen eine wesentliche Reduzierung des Verbrauchs wertvoller Materialien erzielen. Beispiel Panasonic: Im eigenen Eco Technology (PETEC) Center in Japan werden hochreines Eisen sowie Kupfer und Kunststoffe aus alten Fernsehern, Klimaanlagen, Kühlschränken und Waschmaschinen zurückgewonnen. Oder der Zukunftbeweger TOMRA, welcher rund 80’000 PET-Sammelstellen in über 60 verschiedenen Ländern betreibt.

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