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Investitionen in die neue Welt: Sorgfältige Analyse bleibt zentral

Windräder am Horizont, symbolisch für die Megatrends

MEGATRENDS VERÄNDERN UNSERE WELT. Vergangene Geschäftsmodelle werden gnadenlos überholt von agilen Firmen, die mit innovativen Konzepten auf globale Herausforderungen reagieren und nachhaltige Lösungen anbieten. Doch auch bei ihnen muss man genau hinschauen.

Das für das Jahr 2023 prognostizierte globale Wirtschaftswachstum ist eher schwach und wird es wohl noch eine Weile bleiben. Entsprechend wichtig ist es, auf zukunftsfähige Geschäftsmodelle zu setzen, die effektiv ein Wachstumspotenzial haben. Unternehmen, die erfolgreich auf weltweite Megatrends wie Urbanisierung, Klimawandel, Dekarbonisierung oder neue Mobilität reagieren, haben zweistellige Wachstumsaussichten. Denn: Sie bieten Lösungen für drängende Probleme.

Die Grafik zeigt die jährliche Wachstumsraten der nächsten 5 Jahre.


Neue Welt: jährliche Wachstumsraten, Marktwachstum, nächste 5 Jahre.

        Quellen: Diverse, Referenzjahre 2020 – 2022

Allerdings braucht es neben der Identifikation guter Zukunftsaussichten auch das analytische Handwerkszeug der Finanz- und Unternehmensanalyse. Versorgungsunternehmen im Bereich erneuerbarer Energien zum Beispiel werden staatlich reguliert. Der Staat definiert die Spielregeln – man spricht vom Marktdesign – und fördert den Preis von Sonnen- oder Windenergie über Einspeisegarantien. Daneben existieren nicht zu unterschätzende operative Risiken, die in die Unternehmensanalyse einfließen müssen. Wir haben im Folgenden Unternehmen aus drei Themenbereichen identifiziert, die operativ und finanziell in existenzielle Not geraten sind, aber in den von uns favorisierten Megatrends Klima und Energie, gesunde Ernährung sowie dekarbonisierte, elektrifizierte Mobilität wirtschaftlich aktiv sind. Wie kann es sein, dass Bio-Supermarktketten, Solar- und Windkraftbetreiber oder Ladesäulentechnologie-Anbieter in die Insolvenz rutschen?

Prokon: Windenergieparks aus dem Norden

Schon in den 1990er-Jahren warb ein Entwickler von Windenergieparks aus Schleswig-Holstein um die Gunst von Anlegern. Mehr als 70 000 Private und Institutionen zeichneten Genussscheine von Prokon. Der Ökostromproduzent sammelte über das nur in Deutschland existierende Vehikel Genussschein beeindruckende 1.4 Milliarden Euro. Ein beträchtliches Investitionskapital für grünen Strom. Managementversagen und Investitionen Prokons außerhalb des Kerngeschäfts – etwa in die Technologieentwicklung  von Windrädern oder Wälder – führten 2014 in die Insolvenz. Die damaligen Halter von Prokon-Genussscheinen sind heute Gläubiger. Der grüne Strompionier hat als Genossenschaft die Insolvenz hinter sich gelassen. Anleger verbuchen hohe Verluste und hoffen, in den nächsten Jahren einen Teil des investierten Kapitals über Kuponzahlungen der Anleihe und die Rückzahlung des Bonds zu retten. In diesem Fall haben sie hohe Verluste erlitten.

Green City AG: grüner Strom aus München

Ein weiteres unrühmliches Beispiel im erneuerbaren Energiebereich sind die Münchner Green City AG und ihre zahlreichen Tochtergesellschaften. Die Green City AG unterstützt und fördert nach eigenen Angaben als Energie- und Verkehrswende-Unternehmen den Ausbau erneuerbarer Energien sowie alternativer Verkehrskonzepte. Auch hier konnten Anleger bis zur Insolvenz in Aktien, Fonds, Anleihen und Genussscheine des Konglomerats investieren. Verschiedenen Quellen zufolge erhielt die Green City AG von Investoren und kreditgebenden Banken rund eine halbe Milliarde Euro. Seit dem Frühjahr 2022 befindet sich die mit viel Empathie beschriebene «Energiewende in Bürgerhand» im Insolvenzverfahren. Die voraussichtlichen Quoten – also das, was am Ende für Eigenkapitalgeber und Gläubiger nach dem Abschluss des Insolvenzverfahrens übrigbleibt – sind ungewiss, aber sicher signifikant verlustträchtig.

Bio-Einzelhandel gerät in Schieflage und Veganer treten in Käuferstreik

Auch der Handel mit gesunder Ernährung steht vor Herausforderungen. Die Bio-Supermarktkette Basic steht seit Ende 2022 unter einem Schutzschirmverfahren und muss sich neu ausrichten. Gründe sind die hohe Inflation, der Wettbewerb durch Bio-Discounter und das Ausbleiben von Kundschaft. Privatanleger sind von dem Schutzschirmverfahren nicht betroffen. Aber wer hätte gedacht, dass der Bio-Handel kein Selbstläufer ist?

Obwohl pflanzenbasierte Lebensmittel sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, scheint auch dieser sehr gesunde und klimafreundliche Ernährungstrend wenig gewinnbringend für Anleger zu sein. Im Jahr 2020 ging die aus Berlin Friedrichshain stammende vegane Marke Veganz an die Börse. Veganz wirbt mit dem Slogan: Gut für dich, besser für alle. Die Börseneinführung in den Freiverkehr war allerdings weniger gut für Aktionäre. Die Aktie startete bei 87 Euro und liegt heute bei rund 25 Euro. Dazu steht noch eine 10-Millionen-Euro-Anleihe mit einer Laufzeit bis Februar 2025 und einem Kupon von sagenhaften 7,5 Prozent aus. Der Bond notiert bei rund 60 Prozent des Nennwerts, der Tiefpunkt lag sogar unter 40 Prozent. Um das einmal zugespitzt in einen Zusammenhang zu setzen: Nur argentinische Anleihen notieren noch niedriger.

Elektrische Mobilität braucht eigentlich flächendeckende Infrastruktur

Ein Beispiel aus der Verkehrswende: Wer elektrisch fahren will, braucht Ladesäulen zuhause, in der Stadt oder am Arbeitsplatz. Die deutsche Compleo Charging Solutions bietet solche Ladetechnologien an. Compleo Charging Solutions ging im Oktober 2020 mit 49 Euro an die Börse und sammelte beim Initial Public Offering gut 70 Millionen Euro ein. Im Sommer 2021 lag der Kurs von Compleo Charging Solutions sogar einmal über 100 Euro. Dann kam der Fall: Seit Dezember 2022 befindet sich Compleo Charging Solutions in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, die Aktie notiert bei unter 50 Cents.

Analyse ist auch bei Megatrends zwingend

Globalance ist davon überzeugt, dass neue Technologien zur Energiewende, Dekarbonisierung der Mobilität oder gesunden Ernährung Megatrends mit sehr interessantem Wachstumspotenzial sind. Gleichzeitig müssen Investoren operative und finanzielle Risiken von Unternehmen und Märkten im Auge behalten. Es ist die Kombination einer genauen Auswertung von Lösungen und Produkten, deren Footprint sowie einer sorgfältigen Finanzanalyse, die eine erfolgreiche Investition ausmachen.    

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