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Female for Future – Die Zukunft wird weiblich

Die FinnInnen werden von Frauen regiert. Ministerpräsidentin Sanna Marin (2.v.r.) mit den Ministerinnen Li Andersson, Katri Kulmuni und Maria Ohisalo (v.l.) Bild: AFP, Lehti kuva.

Das Männliche ist dominierend, das Weibliche harmonisierend. Frauen sind emphatischer, Männer unsensibler. Frauen wollen nicht wirklich Karriere machen, Männer auf alle Fälle. Welche dieser Aussagen würden Sie unterschreiben?

Ob Babyboomer oder Digital Natives, es ist erstaunlich, welche Eigenschaften wir uns gegenseitig attestieren. Aber stimmen diese, oder bedienen wir nur Stereotypen, die uns jahrhundertelang geprägt haben? Der Journalist und Trendforscher Matthias Horx glaubt, dass wir in einer Art virtuellem Gender-Universum leben, in dem wir ständig immer dieselben Muster wiederholen. Trotzdem prophezeite er schon 2011 den «Megatrend Frauen».

Weltweit ist zu erkennen, dass Frauen in Sachen Bildung den Männern den Rang ablaufen.

Weibliche Führung verdient mehr als Respekt

Der Einfluss von Frauen auf Gesellschaft, Politik und Wirtschaft nimmt stetig zu. Weltweit ist zu erkennen, dass Frauen in Sachen Bildung den Männern den Rang ablaufen. Dies wirkt sich auf Führungspositionen aus. Etliche Studien belegen, dass Unternehmen innovativer und erfolgreicher sind, wenn auch Frauen etwas zu sagen haben. Das Washingtoner Peterson Institute for International Economics hat z. B. 22ʼ000 Unternehmen in 90 Ländern untersucht. Fazit: Steigt der Frauenanteil in den Chefetagen um 30 Prozent, wächst der Nettoumsatz um 15 Prozent.

Besser bewertet in Bezug auf Führungsqualitäten.

Und Frauen werden – auch von männlichen Managern − auf allen Hierarchieebenen in praktisch allen Funktionsbereichen als effizienter als Männer wahrgenommen. In einem Experiment an der New York University legte eine Professorin StudentInnen identische Lebensläufe und Qualifikationen einer Frau und eines Mannes vor. Auf die Frage, für wen sie lieber arbeiten wollen, entschieden sich die meisten für die Frau. Das war in einem ähnlichen Experiment zehn Jahre zuvor noch ganz anders.

Was waren noch mal Männerdomänen? 

Stereotypen können also aufgebrochen werden, Rollenbilder sich ändern. Und das tun sie auch. Die Gamingindustrie hat festgestellt, dass immer mehr Frauen an die Konsolen rücken. Die Amerikanerin Kate Edwards berät mit ihrer Firma Geogrify grosse internationale Anbieter von Spielen, zum Beispiel in Hinblick auf Spielfiguren, Charaktereigenschaft en, Design und Kultur. Edwards ist ausserdem die Chefin des Global Game Jam – eines weltweiten, über mehrere Tage stattfindenden Programmiermarathons für innovative Ideen in der Gamingbranche. Oder haben Sie schon mal von Omaima Al-Najjar gehört? Sie ist eine Bloggerin aus Saudi-Arabien, die für das 2018 aufgehobene Fahrverbot für Frauen kämpft e. Heute lebt die Aktivistin als politischer Flüchtling in Italien und setzt sich weiter für unterdrückte Frauen in ihrer Heimat ein.

30 Prozent des weltweiten Vermögens sind im Besitz von Frauen.

Female for Finance

30 Prozent des weltweiten Vermögens sind im Besitz von Frauen. Das sind 44 Billionen EUR − es gibt also keinen Grund, nicht über Geld zu sprechen. Die studierte Ökonomin und Wirtschaftsjournalistin Dani Parthum stellte mit Entsetzen fest, dass sie sich um ihre eigenen Finanzen nicht kümmerte. Seit drei Jahren teilt sie auf geldfrau.de ihr geballtes Wissen rund um Vermögen, Vorsorge und Anlagen mit anderen Frauen. Natascha Wegelin aka «Madame Moneypenny» gründete mit 26 ihr erstes Unternehmen und ermuntert Frauen via Podcast, ihre Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Und dafür gibt es Gründe. Müssen sich Frauen doch durch Teilzeit, Elternzeit, Scheidung und längere Lebenser-wartung viel mehr um ihre finanzielle Zukunft sorgen als Männer.

Geld ist Macht. Für Frauen Gestaltungsmacht.

Es spricht für die Frauen, dass sie die Macht des Geldes als Gestaltungsmacht sehen. So werden Investitionen genutzt, um die Welt in Richtung Umwelt, Gesellschaft und soziale Aspekte zu beeinflussen. Laut einer Studie (YouGov, Juni 2018) sind Frauen mehr an nachhaltigen Anlagen als Männer interessiert. Gerade diese Tatsache sollte Frauen noch stärker motivieren, in der Finanz- und Wirtschaftswelt ganz oben mitzuspielen. Eine, die das macht, ist z. B. Sallie Krawcheck. Nach 20 Jahren Wallstreet gründete sie eine Investmentplattform von Frauen für Frauen – so erfolgreich, dass Melinda Gates als Investorin mit einstieg. Einen echten Insidertipp verrät die Topmanagerin auch noch: «Investiere wie eine Frau».

Multitasking, Komplexitätsmanagement und Vielseitigkeit sind in die DNA der Frau eingeschrieben.

Bis 2019 wurden insgesamt 866 Nobelpreise in den fünf klassischen Kategorien vergeben: 787 an Männer, 52 an Frauen und 27 an Organisationen. Der Frauenanteil beträgt inkl. des Wirtschaftsnobelpreises 5.7 Prozent. Das wird wahrscheinlich so bleiben, denn nur Männer sind in der Lage und willens, ihr Leben komplett auf ein Thema, eine Erfindung, eine Errungenschaft zu fokussieren.

Doch die grossen Erfindungen der Männer im 20. und 21. Jahrhundert haben zwar zu einer komplexen, globalisierten, vernetzten Welt, leider aber auch zu einem kapitalistischen und umweltschädigenden Verhalten geführt.

Jetzt kommt die Zeit der Frauen. Das Managen von Komplexität unter Einbezug von emotionaler und sozialer Kompetenz ist genau das, was praktisch jede Frau in ihrem Leben unter Beweis stellt: als Familienfrau, als Unternehmerin, als Führungskraft. Diese Talente und Eigenschaft en werden in Zukunft die Leadership ausmachen, um die Herausforderungen unseres Planeten im Zusammenspiel mit unseren wirtschaftlichen und ethischen Fundamenten in Einklang zu bringen. Female for Future!

Women Matter

Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Untersuchungen, die einen unmittelbaren positiven Effekt von «Gender Diversity» auf den unternehmerischen Erfolg belegen. So beschäftigt sich beispielsweise das Beratungsunternehmen McKinsey mit seiner Studienreihe «Women Matter» eingehend mit diesem Aspekt.

Bei Konzernen in Europa, Amerika und Asien wurde ein positiver Zusammenhang zwischen einem höheren Anteil Frauen im Senior Management und der finanziellen Performance der Gesellschaft en nachgewiesen.

Ein Vorzeigebeispiel ist die Globalance Portfolio-Unternehmung «Sunrun Inc.», die eine hundertprozentige Lohnparität erreicht hat. Lynn Jurich, Mitbegründerin und CEO von Sunrun, machte deutlich, dass «eine faire und gleiche Bezahlung für alle Geschlechter und Rassen ein grundlegendes Menschenrecht ist und zum Ethos von Sunrun gehört». Sunrun war das erste US-Solarunternehmen, das diesen Meilenstein erreichte, nachdem es sich im Jahr 2016 unter der Obama-Regierung zur Lohngleichheit verpflichtet hatte.