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Auf nach New Work

Wo liegt die Arbeit der Zukunft?

Globalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz verändern gewohnte Arbeitsprozesse, fordern neue Kompetenzen und wirbeln gewohnte Unternehmensformen durcheinander. Wie sieht er aus, der Workflow der Zukunft, und wie können wir diese Transformation nutzen, um der Arbeit auch eine nachhaltige Wertigkeit zu geben? 

In den 1980er-Jahren arbeitete der US-Sozialphilosoph Frithjof Bergmann an der Begrifflichkeit von «New Work». Er zeigte sich von den Möglichkeiten durch neue Technologien begeistert und prophezeite flexible Arbeitsmodelle. Vierzig Jahre später sind seine Thesen aktueller denn je. Die Fenster für neue Perspektiven öffnen sich, und die technikgetriebene Wissensgesellschaft arbeitet an einer selbstbestimmten Zukunft .

Skill shift − oder wie die Technik unsere Arbeit verändert

Die Technik wird zum Treiber der neuen Arbeit. Die Studie «Skill shift – Automation and the future of the workforce» des McKinsey Global Institute (MGI) berichtet, dass bis 2030 der Anteil der Arbeit, der technisches Wissen voraussetzt, bis zu 55 Prozent steigen wird. Manuelle Tätigkeiten hingegen werden um 14 Prozent zurückgehen. Wer jetzt geneigt ist, den Roboter als Bedrohung auszumachen, sollte berücksichtigen, dass laut der Studie soziale und emotionale Kompetenzen an Bedeutung gewinnen werden. Der Anteil der Arbeitszeit, die diese Fähigkeiten erfordern, wird sich bis 2030 sogar um rund 24 Prozent erhöhen. «Mit zunehmender Nachfrage nach Mathematik, Computer und Datenanalyse steigt auch der Bedarf an menschlichen Eigenschaften wie Kreativität, kritisches Denken, Überzeugung und Verhandlung», so Bernadette Wightman, Geschäftsführerin der BT Group.

Arbeiterinnen aller Länder vereinigt – im digitalen Raum

Technik verschiebt nicht nur die Kompetenzen, sondern auch die Art und Weise, wie wir arbeiten. Und schon verlässt die Arbeit das Büro, denn dank innovativer Kommunikationstools und Interaktionstechnologien wie Google-Tool-Suite, Microsoft -ToolSuite, Slack, Zoom und Skype lösen sich herkömmliche Arbeitsstrukturen auf. Smartsheet zum Beispiel bietet das kollaborative Arbeitsmanagement an. Mit den digitalen Projektmanagement-Tools arbeiten derzeit schon 84ʼ000 Unternehmen in 190 Ländern und optimieren den Workflow auf allen Ebenen. So können verteilte Teams über regionale, nationale und kulturelle Grenzen hinweg virtuell verbunden zusammenarbeiten. Wie bei Automattic Inc., dem Unternehmen hinter der Weblog-Software WordPress. Das US-Unternehmen arbeitet zu 100 Prozent mit verteilten Teams in 75 Ländern und besitzt seit rund vier Jahren kein stationäres Office mehr, dafür aber einen Firmenwert von drei Milliarden USD (Stand September 2019).

New Work für New Business

  • LiquidSpace – ist ein Workspace-Netzwerk für die zeitlich begrenzte Miete und das Teilen von Büroflächen.
  • Steady – ist ein Fintech-Unternehmen, das Tools zum Nachverfolgen von Einnahmen aus verschiedenen Quellen sowie neue Bank- und Finanzprodukte für Gig-Worker bietet.
  • GreenLight − unterstützt ArbeitgeberInnen bei der Verwaltung von Steuern, der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und der Lohn- und Gehaltsabrechnung für Freelancer.
  • TaskRabbit – ist eine Onlineplattform, die Minijobs wie Putzen, Transporte und handwerkliche Aufgaben vermittelt.

Arbeit hat ein neues Zuhause: am Strand, auf der Parkbank oder im Wohnzimmer

Treiber und Profiteure der New-Work Bewegung sind die sogenannten Remote Worker. Gerade die selbstbestimmte Generation Y, die im Gegensatz zu den Babyboomern Freizeit und Familie nicht der Arbeit unterordnet, bevorzugt die von Zeit und Raum losgelöste Arbeit. Und auch für ArbeitgeberInnen lohnen sich MitarbeiterInnen im Remote-Modus. So fand Stanford Professor Nicholas Bloom in einer Studie heraus, dass FernarbeiterInnen 13 Prozent produktiver sind.

DIE UNABHÄNGIGKEITSERKLÄRUNG DER GIG ECONOMY

Kein fester Arbeitgeber, kein festes Einkommen, keine festen Arbeitszeiten. Dafür die maximale Freiheit, sich die Jobs nach Gusto oder Kernkompetenz auszusuchen. Die Gig Economy und ihre Freelancer sind motiviert, selten gelangweilt, gut vernetzt auf LinkedIn, Instagram & Co. und bieten ihre Dienste auf Plattformen wie Upwork, Uber oder Etsy an. Der Unternehmer und Gig Economy-Experte Brett Helling schätzt, dass bis 2027 mehr als die Hälfte der US-AmerikanerInnen, egal in welchem Segment, als Freelancer arbeiten werden.

In den aufstrebenden Volkswirtschaften wie China und Indien geben bereits 39 und 45 Prozent der Menschen primäre oder sekundäre Einnahmequellen aus der Gig Economy an. Klingt alles nach einem echten Gamechanger, übersieht man die Lücken in der Krankenversicherung, Altersvorsorge und Co. So viel Anreiz das Modell scheinbar auch bieten mag, bleibt es dennoch ein zweischneidiges Schwert, denn ebenso wenig sind Entgeltfortzahlungen im Krankheitsfall, bezahlter Urlaub oder betriebliche Sozialleistungen üblich. Die Bezahlung per Gig bedeutet nämlich auch kein geregeltes Einkommen. ArbeitnehmerInnen sind auf Aufträge angewiesen, um sich finanzieren und ihren Lebensstandard aufrecht erhalten zu können. Was auch bedeuten kann, dass der Vorteil der grösseren Flexibilität und die Freiheit in der Zeiteinteilung passé sind.

Globalance Footprint

Was günstig scheint, ist zu billig.

Neulich, beim gemeinsamen Lunch im «Market Place» von Globalance: Jüngere im Team schwärmen von den Kurierdiensten, die uns ganze Menus vom Lieblingsrestaurant nach Hause liefern. Schnell, bequem und billig. Dann eine Zwischenfrage: «Wisst ihr eigentlich, wie schlecht die Fahrer bezahlt werden?» Wir ertappen uns dabei, zu wenig genau hingeschaut zu haben.

Peter Zollinger, Leiter Impact Research

Was sich gewisse Plattform-Tech-Firmen mit ihren «Partnern» erlauben, ist moderne Sklaverei. Im wahrsten Sinne vor unserer Haustür. Tests in Zürich haben gezeigt: Versicherung − Sache der Fahrer; die versprochenen Arbeitsbedingungen − Wunschdenken; der Lohn − mäandert ums Minimum. Die Akteure der Gig Economy müssen den Beweis erbringen, dass sie Errungenschaften wie Fairness und Verantwortung gegenüber Mitarbeitenden in die neuen Arbeitsformen integrieren können. Zu diesen Akteuren gehören auch die Investoren.